Besondere Momente und Begegnungen

Welche Frage stellt man einem Nobelpreisträger der Literatur?

Wie begegnet man einem Menschen, dessen Leben Kulturen, Länder, Menschen und Schicksale füllen?

Ein Gesicht voller Geschichten, wache und klare Augen beobachtend und fokussiert, Ruhe und Intimität in heimischen Gefilden genießend - suchend.

Das unbeschwerte helle Lachen eines kleinen Kindes - Familie, Wurzeln, das höchste Gut, der Speicher des Vergangenen und Zukünftigen, im Bewusstsein, dass es das Echo der Unendlichkeit gibt. Innere Balance.

Plötzlich schallmeid es: “Ja, wen haben wir den da!” Auf unsere Deutschen Nachbarn ist wie immer Verlass, Situationen für das gesamte Umfeld einer Szene mit Aufmerksamkeit zu besetzen.

Ich putze gemeinsam mit meiner Mutter die Eierschwammerln unserer frühmorgendlichen Wanderung, während ich meiner Tochter Schritt für Schritt helfe, ein Puzzle fertig zu stellen. Wir genießen die zeitlose Entspannung.

Peter Handke und Sophie Semin Handke widmen sich ihrer Familie und genießen ihre Zeit sichtlich. Unsere Welten sind in den wesentlichen Dingen beruhigend ähnlich. Und so freue ich mich kurze Zeit später an ihrem Tisch sitzen zu dürfen. Obgleich sonst redegewandt und direkt, diese Begegnung hemmt mich - positiv. Während gewöhnlicher alltäglicher Gesprächsinhalte entspanne ich mich zusehends und freue mich über den besonderen Blick Sophies, in Bezug auf meine Hände. Kleine Hände, stark - Frauen müssen heutzutage vieles können. Ihr Blick in meine Augen wach, interessiert und klar. Eine elegante, eloquente und faszinierende Frau, sieht unter die Oberfläche - diese Wertschätzung beeindruckt mich. Peter Handke liest inzwischen ein Stück “Kleine Anna - Ein Sommer in den Tiroler Bergen”. Es gefällt ihm. Die Illustrationen findet er gut. Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass er - wie ich - gerne mit Bleistift schreibt. In der Vergangenheit auch alleinerziehend, wie ich. Ein besonderer Moment für mich.

Sophie erzählt mir von ihrer Deutsch - Französischen Buchhandlung, die sie bald eröffnen möchte und bittet mich um meine Kontaktdaten. Im Urlaub habe ich weder Visitenkarten noch Bücher dabei. Mein Buch in Peter Handkes Händen verdanke ich dem Wirt, der meine Bücher bereits im Sortiment hat. Sophie holt kurzerhand einen Kugelschreiber und wir notieren Wichtiges auf ihrer bezahlten Rechnung. Sie möchte meine Bücher in ihre Buchhandlung nach Paris holen. Ich bin überwältigt und sehr dankbar.

Auf nach Paris! Danke.

Christina Anna Bonifer